Der Preis des Lebens by Christian Endres

Der Preis des Lebens by Christian Endres

Autor:Christian Endres [Endres, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-22T17:00:00+00:00


Lorn dagegen rannte weiter, bis er auf der Plattform ankam. Dort zeigte dem Jagam ein rascher Blick nach unten, dass Flank, Fugar und die verbliebenen kampffähigen Dörfler trotz aller Verluste auf Seiten der Verteidiger gute Arbeit geleistet hatten: Nur noch zwei Wölfe standen aufrecht, unzählige Wolfskörper lagen leb- und reglos am Boden.

Allerdings auch die meisten der Egemunder.

Da erweckte eine Bewegung genau unter den letzten Sehschlitzen im Boden der Plattform Lorns Aufmerksamkeit.

Während Flank einem sich am Boden windenden Werwolf den Todesstoß verpasste und Fugar, Tomash und zwei Fallensteller den anderen Wolf in einer Ecke neben dem zerstörten Tor festnagelten, schlich sich eine dritte, bis dahin von allen unbemerkte Wolfsgestalt geduckt aus den Schatten der Plattform ins Dorf.

Langsam richtete sich der riesige Wolf hinter Flank auf und hob wie ein Bär beide Arme – bereit, dem Bürgermeister von hinten den Kopf einzuschlagen.

Lorn fackelte nicht lange. Mit einem Satz sprang er auf das rückwärtige Geländer, umfasste das Heft seines Schwertes mit beiden Händen und ließ sich fallen.

Der Werwolf wusste nicht einmal richtig, wie ihm geschah, als Lorn ihm den kalten Stahl seiner Klinge mit voller Wucht von oben durch die Schädeldecke ins Gehirn trieb und das qualvoll aufheulende Biest von den Füßen riss.

Flank fuhr erschrocken herum und wurde von dem Knäuel aus Wolf und Jagam zu Boden gerissen und unter dem Wolfskörper begraben. Lorn überschlug sich mehrmals und prallte hart mit dem Kopf gegen eines der Eichenfässer. Benommen schüttelte der Jagam den Kopf und versuchte, den grellen Schmerz aus seinem Schädel und all seinen Knochen zu vertreiben.

Der Nachtjäger sah nicht, was sich auf der anderen Seite des Dorfeingangs abspielte: Dort holte der in die Ecke gedrängte Wolf mit einem scheinbar ansatzlosen, blitzschnellen Rundumschlag Fugar und die beiden Verteidiger von den Beinen. Danach hielt die Bestie geradewegs auf Lorn zu, der nach wie vor angeschlagen mit dem Rücken gegen das dicke Fass lehnte.

»JAGAM!«

Wieder war es Fugars Ruf, der Lorn im letzten Moment reagieren ließ. Instinktiv riss der Jagam den Schwertarm nach oben, um dem Angriff des Wolfes zu begegnen – nur um im flackernden Fackelschein mit erschreckender Klarheit zu erkennen, dass er gar kein Schwert in der Hand hielt.

Seine Waffe steckte nach wie vor tief im Schädel des Wolfes, unter dem der leise stöhnende Flank begraben lag.



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